1.2 Entscheidungen unter Unwissenheit I
In dieser und der folgenden Woche werden wir uns mit Entscheidungen
unter Unwissen beschäftigen. Entscheidungen unter Unwissen sind Entscheidungen,
bei denen wir nicht wissen mit welcher Wahrscheinlichkeit bestimmte
Ereignisse (bzw. “Welt-Zustände”) eintreten können, bei
denen wir aber immer noch eine klare Vorstellung davon haben, mit welchen
Ereignissen als Bedingungen unserer Entscheidungen und mit welchen
Ergebnissen als Resultaten der Entscheidungen überhaupt zu rechnen
ist. Entscheidungen unter Unwissen sind zu unterscheiden von Entscheidungen
unter “vollständiger Unwissenheit” einerseits, bei denen
wir nicht einmal mehr mit Sicherheit angeben können, zu welchen möglichen
Resultaten unsere Handlungen führen können, und von “Entscheidungen
unter Risiko” andererseits, bei denen wir zusätzlich Aussagen
über Wahrscheinlichkeit der in Betracht zu ziehenden Ereignisse machen
können.
Naturgemäß bieten Entscheidungen unter Risiko, bei denen wir Wahrscheinlichkeiten
angeben können, die besten Angriffspunkte für eine formale Theorie
des Entscheidens. Aber auch Entscheidungen unter Unwissenheit sind
bis zu einem gewissen Grade einer formalen Behandlung zugänglich, und
weil dabei die Wahrscheinlichkeitstheorie nicht erforderlich ist, handelt
es sich technisch gesehen sogar um den einfacheren Teil der Entscheidungstheorie,
weshalb wir diesen Teil auch zuerst besprechen.
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