1 Techniken des Entscheidens
1.1 Entscheidungstabellen und -bäume
1.1.1 Einleitung
Die Vorlesung “Grundlagen des Entscheidens I” hat das Ziel
- aus philosophischer Perspektive - in die Entscheidungs- und Spieltheorie
einzuführen. Dabei geht es vor allem um die Vermittlung von Grundlagen
und elementaren Lösungs- und Rechentechniken, d.h. wir werden untersuchen,
wie man Entscheidungsprobleme als Tabellen oder Entscheidungsbäume
darstellt, wie Entscheidungen unter Risiko (d.h. bei bekannten Wahrscheinlichkeiten
für das Eintreten unbeeinflussbarer Ereignisse) und unter Unwissen
(bei unbekannten Wahrscheinlichkeiten) getroffen werden können, wie
die strategische Interaktion zwischen mehreren menschlichen Entscheidern
mit Hilfe spieltheoretischer Modelle dargestellt werden kann und vieles
mehr. Dabei werden wir uns immer auch mit den philosophischen Interpretationsfragen
dieser Techniken beschäftigen, sowie mit theoretischen Einwänden, von
denen es zahlreiche gibt.
Ausgespart bleibt in den “Grundlagen des Entscheidens I”
jedoch weitgehend die Frage der Anwendung dieser Theorie in verschiedenen
empirischen Wissenschaftsbereichen. Die Anwendbarkeit der Spiel- und
Entscheidungstheorie ist je nach Wissenschaftsbereich mehr oder weniger
stark umstritten. Während sie in der Ökonomie gewissermaßen kanonisch
ist, wird ihr Wert für die Sozial- und Politikwissenschaften oft bestritten.
Besonders die Veröffentlichung von Donald Greens und Ian Shapiros Buch
“The Pathologies of Rational Choice” (Green/Shapiro 1994),
ein Werk, das die Anwendung ökonomischer Modelle im Bereich der Politikwissenschaften
einer detaillierten und präzisen Kritik unterzieht, hat eine sehr kontroverse
Diskussion über den Wert und Unwert des ökonomischen Theorieansatzes
in den Politikwissenschaften hervorgerufen. Wenn Zeit bleibt, werden
wir am Ende des Semesters an einem Beispiel untersuchen, worum es bei
der Kritik von Green und Shapiro geht, und aus welchen Gründen die
Anwendung der Spiel- und Entscheidungstheorie sowie das ihr zu Grunde
liegende “Rational Choice” Paradigma[1] außerhalb
des engeren Kreises der Wirtschaftswissenschaften meist zum Scheitern
verurteilt ist.
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